Diese Aussage hört man zum Leidwesen unserer Vierbeiner leider viel zu oft. Aber warum soll es sich dein Hund selbst regeln (müssen) UND was lernt dein Hund dadurch?
Als hervorragende Konfliktvermeider regeln gutsozialisierte Hunde Konflikte freundlich und souverän.
Denn Konflikte bringen das Risiko mit sich, verletzt zu werden oder Schlimmeres. Das wäre natürlich fatal und widerspricht dem natürlichen Überlebensinstinkt. Doch im Alltag mit uns Menschen ist es leider häufig der Fall, dass unsere Hunde ihre Grenzen überschreiten müssen und dadurch Konflikte entstehen. Das heißt, unsere Hunde werden in Konflikte gedrängt, die sie – wenn sie könnten – mittels verschiedensten Kommunikationssignalen gar nicht erst entstehen lassen würden. Und genau hier liegt der Hund begraben…
JA! Unsere Hunde regeln das schon, WENN sie die Chance dazu bekommen, BEVOR sie “zu tief” in Konflikte gedrängt werden. Doch unsere, für Menschen gemachte, Welt bringt unsere Hunde in Situationen, denen sie manchmal nicht (mehr) gewachsen sind. Die Stressreaktionskette wird aktiviert und Strategien wie Kampf oder Flucht werden abgespult. Wäre das nicht schon genug des Üblen, kommt noch hinzu, dass vor allem Negatives sehr schnell gelernt wird. Dafür braucht es auch nicht zwingend eine Wiederholung. Auch das ist dem Überlebensinstinkt geschuldet. Denn vor allem Gefahren müssen schnell verinnerlicht werden.
Infolgedessen macht dein Hund dadurch die Erfahrung, dass von anderen Hunden eine Gefahr ausgehen könnte. Dies führt dazu, dass er zur Sicherheit schon im Vorfeld die „Ellbogentaktik“ auspackt, bevor es der andere tut. Das könnte soweit führen, dass dein Hund über kurz oder lang alle Hunde doof findet und euer Spaziergang zur echten Herausforderung wird.
Die Folgen reichen aber viel weiter.
Mit Aussagen wie “die regeln das schon” lernt dein Hund dadurch nämlich auch etwas über dich und eure Beziehung zueinander. Und damit meine ich nichts Positives. So lernt er nämlich, dass du als seine Bezugsperson im Ernstfall nicht für ihn da bist. Unsere Hunde binden sich genauso an uns Menschen, wie es auch bei Kindern und ihren Eltern der Fall ist. Und genauso wie es in der Eltern-Kind Beziehung sein sollte, sollten wir auch bei unseren Hunden eine sichere Bindung im Blick haben. Das bedeutet unter anderem, dass wir eine schützende Rolle einnehmen müssen, wenn es die Situation erfordert.
Lange Rede, kurzer Sinn.
Ist dein Hund der Situation (noch) gewachsen, dann löst er den Konflikt freundlich und souverän. Also, er regelt es wunderbar selbst.
Neigt dein Hund jedoch dazu, andere Hunde grob maßregeln zu müssen, dann ist er der Situation nicht (mehr) gewachsen. Die Gründe dafür können verschiedenster Art sein und sind immer im Kontext zu betrachten. Deine Aufgabe ist nun, deinen Hund dabei zu unterstützen, den Konflikt freundlich aufzulösen. Und wenn es einfach ein “Schützendes-vor-den-Hund-stellen” ist, weil das Hundegegenüber aufdringlich ist und auf die Signale deines Hundes nicht angemessen reagiert.
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